unmotivierte Friseurauszubildenden schneidet Haare

Erfolg für den Mindestlohn

Junge Friseure profitieren?

Seit dem 1. Januar 2015 gilt in Deutschland für das Friseurhandwerk die vorletzte Stufe bis zum flächendeckenden Mindestlohn. Derzeit müssen 8,00€ Stundenlohn in den alten und 7,50€ Stundenlohn in den neuen Bundesländern gezahlt werden. Erst ab August gilt auch für Friseure der bereits für alle anderen Berufsgruppen geltende Mindestlohn von 8,50€ pro Stunde.

Nach wie vor Unterschiede für Friseure in West und Ost

Friseurgesellen in West verdienen demnach rund 1.384 € brutto pro Monat und in Ost derzeit noch rund 1.297€ brutto. Für alle erfolgt dann am 1. August eine Lohnerhöhung auf rund 1.471€ brutto. Das entspricht einer Steigerung von 6% und 13%. So, davon wird der ein oder andere Gewerkschafter tagtäglich träumen, aber betrachtet man den Bruttolohn absolut ist der erste Gedanke auch nicht „Mensch, dass ist ja raketenmäßig“. Für die einzelne Friseurin oder Friseur aber natürlich in jedem Fall mehr Lohn.

Gut für die jungen Friseure

Viele Saloninhaber begrüßen die neue bundesweite Mindestlohnregelung und sehen ihr auch gelassen entgegen da ihre Margen/Preise die Mehrbelastung zulassen. Die Freude gerade für die jungen Friseure ist groß. Die frisch Ausgelernten können profitieren, denn sie haben oft erst eine kleine Stammkundschaft und so fehlt oft auch das wichtige Trinkgeld.

Hmm. Hier stellt sich natürlich die Frage: hat die oder der Saloninhaber mit dem Mindestlohn auch die Preise angehoben oder wird sie noch anheben und kann dadurch den Mindestlohn erst vertreten? Und wenn es mit alter Preisstruktur möglich ist, stellt sich doch die Frage, warum nicht schon zuvor über dem Mindestlohn gezahlt wurde.

Und wieso ist der Mindestlohn gut für die jungen Friseure? Eher traurig, dass junge Gesellinnen und Gesellen des Friseurhandwerks auf den Mindestlohn und auf Trinkgelder angewiesen sind, anstatt so bezahlt zu werden, dass sie davon leben können.

Ehrgeiz und Qualität sind gefragt

Unabhängig vom Mindestlohn ist es deswegen für junge Menschen, egal, ob sie nur den Wunsch hegen, den Friseurberuf zu erlernen, derzeit in der Friseur-Ausbildung sind oder bereits Friseurin oder Friseur sind: gebt Euer Allerbestes um ein absoluter Topfriseur zu werden oder zu sein. Seid fleißig und strebsam. Gute Friseure werden auch gut bezahlt. Sehr gute Friseure werden sehr gut bezahlt.

Achte bereits bei der Wahl Deines Ausbildungsbetriebs auf Qualität des Handwerks und der Ausbildung. Hier legst Du das Fundament für Deinen Werdegang als Friseurin oder Friseur. Selbst wenn Du im Nachhinein nicht zufrieden mit dem Verlauf Deiner Friseurausbildung warst: es ist nicht zu spät. Sei stets bereit Dich fortzubilden, zu entwickeln und wenn notwendig auch zu einem neuen Arbeitgeber zu wechseln, der Deinem Ehrgeiz gerecht wird.

Für einige ist der Mindestlohn problematisch

Für einige Salons in strukturschwachen Regionen im Osten bedeutet der Mindestlohn ein Problem. Genauso sieht es für den ein oder anderen Discount-Friseur in Deutschland wohl aus. Die wenigsten können sich jedoch eine so optimierte Kostenstruktur vorstellen, dass gute Gehälter gezahlt werden können.

Mehr oder weniger Ansichtssache bleibt auch, ob denn 8,50€ pro Stunde tatsächlich ein gutes Gehalt ist. Sicher für die ein oder andere Friseurin, die zuvor darunter verdiente und deren Arbeitgeber nun gezwungen ist den Mindestlohn zu zahlen, ist es eine kleine Verbesserung. Aber macht es das objektiv zu einem guten Gehalt?

Im Durchschnitt verdient eine Friseurin oder Friseur in Deutschland ca. 1.350€ im Monat. Im Vergleich verdienen verschiedenste Handwerksgesellen deutlich mehr. Maler und Lackierer ca. 2.100€ monatlich, Anlagenmechaniker für Sanitärtechnik ca. 2.050€, Bäcker ca. 1.800€ und als Koch verdient man mit ca. 1.650€ monatlich auch noch mehr. Kaum ein Geselle eines anderen Handwerks verdient weniger als die Friseure.

Imagewechsel und öffentliche Aufmerksamkeit

Die Friseurbranche muss umdenken und wieder auf Qualität und solides Handwerk setzen. So sind auch Kunden wieder bereit, für eine anspruchsvolle und auch hochwertige Handwerksleistung einen angemessenen Preis zu zahlen. Dann können auch alle Friseure ein ebenso angemessenes Gehalt verdienen. Schwarze Schafe, schlecht geführte oder qualitativ minderwertige Salons bereinigt der Markt dann von selbst.

Ein Erfolg ist auf den Mindestlohn aber zu verbuchen: die Debatte darüber hat dem Friseurhandwerk und der Branche in der Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit bereitet. Bei einem Teil der Kunden ist klar geworden, dass die schlechte Bezahlung, das Phänomen 10€-Salon und die sinkende Qualität der Friseure auch durch die geringe Wertschätzung des Handwerks durch sie als Verbraucher entstanden ist.

Der Mindestlohn bleibt leider für viele Friseure nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die wahre Veränderung muss ein umfassender Imagewechsel und ein engagiertes Marketing der ganzen Friseurbranche für diesen schönen Beruf und dieses erfüllende Handwerk bringen. Denn klar, freut sich die Kundschaft auch über frisch gestrichene Wände oder ein frisches Brot. Das unglaublich gute, zufriedene und glückliche Gefühl eines neuen Haarschnitts und einer gelungenen Veränderung dank des Friseurhandwerks ist damit jedoch nicht zu vergleichen.

Für eine entsprechend gute und glücklich machende Entlohnung der Bereistellung dieses tollen Gefühls sollte jede Friseurin, jeder Friseur, jeder Salon und die ganze wirklich große und mächtige Friseurindustrie kämpfen.

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