Christian Kasa ist der beste Friseur-Geselle Deutschlands
Der 24-jährige hat nach Meinung der fachkundigen Jury den bundesweiten Leistungswettbewerb ganz eindeutig gewonnen. Dieser in Nürnberg ausgetragene Wettbewerb ist einer der wichtigsten Nachwuchspreise und oftmals Sprungbrett für große Karrieren. In Gotha ist der junge Thüringer in seinem Ausbildungsbetrieb “die Lobby” beschäftigt.
Zum 1. Platz beim bundesweiten Leistungswettbewerb gratulieren auch wir auch nochmals ganz herzlich und bedanken uns zudem für die Beantwortung unserer 10 Fragen.
- Hallo Herr Kasa, bitte stellen Sie sich selbst kurz vor.
CK: Hallo! ich bin Christian Kasa, bin 24 Jahre und wohne in Gotha und bin Friseur bei Salon Kublick + Frisöre in Gotha. Ich bin seit August 2011 bei Frau Kublick beschäftigt und habe im Februar 2014 meine Ausbildung erfolgreich beendet.
- Wie kam es dazu, dass Sie zunächst am Thüringer und dann am bundesweiten Wettbewerb teilnahmen?
CK: Die Wettbewerbe finden auf freiwilliger Basis statt. Aus diesem Grund steht die eigene Motivation im Vordergrund. Ich habe seit Beginn meiner Ausbildung auf diesen Wettbewerb hingearbeitet, durch konstant gute schulische Leistungen sowie andere erfolgreich absolvierte Meisterschaften auf Landes- und Bundesebene. Die Grundvorraussetzungen sind gute bis sehr gute Leistungen in der Gesellenprüfung Teil 2 sowie den schriftlichen Abschlussprüfungen. Die Azubis mit den besten Abschlüssen aus jeder Stadtinnung werden daraufhin zum Landeswettbewerb eingeladen. Der Sieger qualifiziert sich für den Bundeswettbewerb
- Wie sind Sie durch Ihre Chefin und Kollegen gefördert worden?
CK: Mir steht bei Kublick + Frisöre ein erstklassiges Team zur Seite. Dieses besteht aus meiner Chefin Doreen Kublick und Steven Meth, welcher in unserem Zweitgeschäft „die Lobby“ die Salonleitung inne hat. Beide haben jahrelang erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen. Somit können sie ihre Erfahrungswerte an die jüngeren Generationen weitergeben, was ich für sehr wichtig empfinde. Beide investieren sehr viel Zeit in mich und unterstützen bei der Materialfindung sowie dem Haarschnitttraining. Zusätzlich werde ich finanziell unterstützt. Startgebühren, Hotelzimmer, Fahrtkosten, sowie die Arbeitsmaterialien werden vom Unternehmen gestellt. Ich trage die Kosten für Kleidung und Accessoires. Die richtige Vorbereitungszeit ist sehr wichtig. Alle Wettbewerbsteilnehmer besitzen ein fachlich hohes Niveau. Somit kann manchmal die bessere Vorbereitung über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wir haben frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen, da diese sehr umfangreich sind.
- Wie haben Sie sich auf die konkret auf die Wettbewerbe vorbereitet?
CK: Da ich und meine Trainer während der Öffnungszeiten Kundschaft haben, findet die Vorbereitungszeit am Wochenende und nach Ladenschluss statt. In dieser Zeit geht es darum geeignete Haarschnittmodelle zu finden. Weiterhin müssen Kleidung und Accessoires besorgt werden. Es werden Konzepte für Schnitt, Haarfarbe und Make Up entwickelt und auf Wettkampfzeit und Sicherheit trainiert. Zusätzlich musste eine Idee für eine komplette Steckfrisur geboren werden, welche mindestens zwei Haarfarben aufweisen muss und mindestens zwei Haarteile beinhaltet. Aufgrund der Komplexität beanspruchte die Steckfrisur auch die meiste Trainingszeit. Es fiel mir schwer die Wettkampfzeiten einzuhalten. Somit wurde solange trainiert bis ich in meiner Arbeitsabfolge sicher war und die Frisur den technischen Anforderungen entsprach.
- Welche der zu zeigenden Disziplinen war bei den Wettbewerben die größte Herausforderung? Worin bestand die Schwierigkeit?
CK: Aufgrund meiner nicht ganz so großen Erfahrungen im Hochstecken war das für mich, so wie auch in der Vorbereitung, die größte Herausforderung. Ich war mir auch am Wettkampftag nicht sicher, ob ich die vorgegebene Zeit einhalten könnte. Es handelt sich nicht um eine Hochsteckfrisur im herkömmlichen Sinne, welche man zu Veranstaltungen tragen könnte. Die Frisur besteht aus vielen verschiedenen technischen Elementen wie Schwüngen, Fächern, Einschlägen plus die vier vorgesehenen Haarteile. Hauptkriterium liegt in der sauberen technischen Ausführung der Frisurengestaltung. Formen und Proportionen müssen erkennbar und harmonisch sein. Die Steckfrisur muss Höhen und Tiefen aufweisen, um sie für die Fachjury interessant und innovativ zu gestalten. Haarnadeln müssen so platziert sein, dass sie fast unsichtbar sind. Am Ende überzeugt der Gesamteindruck.
- Was hat bei den Wettbewerben am meisten Spaß gemacht und vor allem für die harte Arbeit im Vorfeld entschädigt?
CK: Im Vorfeld ist für mich die Platzierung unwichtig. Es ging mir darum, dabei zu sein und mein Bundesland würdig zu vertreten. Mit dieser Herangehensweise bestreite ich alle meine Wettbewerbe. Natürlich möchte man das bestmögliche Ergebnis erzielen und sich möglicherweise einen Platz auf dem Treppchen ergattern. Aber ich gehe nicht auf Trophäenjagd, wenn ich mich bei einem Wettbewerb anmelde. Das Beste am Wettbewerbsgeschehen ist es, seine Ideen zu präsentieren und für das jeweilige Modell einen Look zu erschaffen. Man hat die Möglichkeit sehr kreativ zu arbeiten. Kreativer als man es vielleicht tagtäglich im Salonalltag tut. Es entsteht ein Blick über den Tellerrand mit dem man vielleicht den nächsten Trend setzt. Man wird durch das intensive Training sicherer in der Arbeitsweise und reicher an Erfahrungen. Eine sehr gute Schule für die tägliche Arbeit. Am besten ist es, wenn dann ein Plan funktioniert 😉
- Planen Sie weitere Wettbewerbe oder gönnen Sie sich lieber eine Pause und erfreuen sich an Ihrer aktuellen, hervorragenden Auszeichnung?
CK: Für dieses Jahr ist erst einmal Schluss. Der Wettbewerbskalender geht dem Ende zu und die meisten Friseure, wie auch wir, bereiten sich auf das nahende Weihnachtsgeschäft vor. Wir werden ein paar private Projekte verfolgen und interne Schulungen durchführen. Auf die Bühne geht es erst wieder im Mai nächsten Jahres: zur deutschen Meisterschaft. Die Vorfreude ist groß und die Vorbereitungen werden nicht all zu lang auf sich warten lassen.
- Hat sich für Sie durch den inoffiziellen Titel „Bester Friseur-Geselle Deutschlands“ aktuell etwas geändert?
CK: Das Unternehmen und die Kundschaft sind wahnsinnig stolz auf diesen Erfolg. Viele haben in den Medien davon gelesen und mir ihre Glückwunsche mitgeteilt. Einige haben sich daraufhin auch gleich einen Termin bei mir reserviert. Ich profitiere schon sehr durch diese Art von Werbung und hoffe möglicherweise dadurch andere junge Leute für diesen Beruf und eine gute Ausbildung begeistern zu können.
- Warum haben Sie sich für den Friseur-Beruf entschieden?
CK: Um ehrlich zu sein hätte ich bis vor ein paar Jahren selbst nicht daran geglaubt, dass ich einmal diesen Weg einschlage. Erst durch meinen jetzigen Arbeitsplatz „die Lobby“ hatte ich die Möglichkeit hinter die Kulissen zu schauen und selbst für mich zu erkennen, welche Möglichkeiten dieser Beruf mit sich bringt. Ich habe dann vor mehr als drei Jahren angefangen Make Up zu machen. Anfänglich aus Spaß in meiner Freizeit. Als sich herausstellte, dass ich ein Gespür für Farben, Formen und Proportionen habe, wurde ich in verschiedene Projekte von Kublick+Frisöre eingebunden. Ich habe Assistenzaufgaben übernommen, Fotoshootings betreut, und Make Ups für Modenschauen erstellt. Während dieser Zeit bin ich stark mit dem Unternehmen zusammengewachsen. Das ich dort auch meine Ausbildung absolvieren wollte, war für mich selbstverständlich.
- Nach soviel Trainieren und Üben: welche drei unverzichtbaren Tricks, Kniffe und Tipps können Sie derzeitigen Azubis für die Praxis mit auf den Weg geben?
CK:
- Eine Linie, ist eine Linie, ist eine Linie!
- Arbeiten um zu Leben, und nicht Leben um zu arbeiten!
- Beim Bundeswettbewerb immer ein Pflaster haben, falls man dem Herrenmodell ins Ohr schneidet 😉
Wir bedanken uns für dieses ausführliche Interview und wünschen Christian Kasa alles Gute für seinen weiteren Weg.